
Weltmarktführer Kiekert meldet Insolvenz an: Tausende Jobs in Gefahr
Der renommierte Autoschlüsselspezialist Kiekert aus Wuppertal hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, das als Weltmarktführer für Auto-Schließsysteme gilt, kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten, die das Aus für den 168 Jahre alten Traditionskonzern bedeuten könnten. Rund 4.500 Mitarbeiter weltweit bangen um ihre Arbeitsplätze.
Wichtige Punkte
- Kiekert, ein Weltmarktführer für Autoschließsysteme, hat Insolvenz angemeldet.
- Rund 4.500 Mitarbeiter sind von der Insolvenz betroffen.
- Der chinesische Gesellschafter hat die Bereitstellung weiterer Mittel verweigert.
- Geopolitische Entwicklungen und die Handelspolitik der USA trugen zur Krise bei.
Insolvenz eines Branchenriesen
Der auf Schließsysteme spezialisierte Autozulieferer Kiekert hat beim Amtsgericht Wuppertal Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen, das 1857 gegründet wurde und mit einem Marktanteil von 21 Prozent jedes dritte Fahrzeug weltweit ausrüstet, sieht sich mit erheblichen finanziellen Problemen konfrontiert. Der operative Geschäftsbetrieb soll an allen elf Standorten vorerst regulär weiterlaufen. Die Löhne und Gehälter der rund 700 Mitarbeiter in Deutschland sind bis einschließlich November durch das Insolvenzgeld gesichert.
Kritik am chinesischen Eigentümer
Die Insolvenz wird maßgeblich auf die Weigerung des chinesischen Gesellschafters zurückgeführt, weitere finanzielle Mittel bereitzustellen und seine Verpflichtungen im dreistelligen Millionenbereich zu erfüllen. Vorstandschef Jérôme Debreu erklärte, dass der von Sanktionen betroffene Gesellschafter den Zugang zu wichtigen Märkten und Finanzierungen verwehrt, was die Geschäftstätigkeit erheblich gefährde. Das Management strebt nun den Ausstieg des chinesischen Gesellschafters an, um das Wachstum zu beschleunigen und die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen
Zusätzlich zu den Problemen mit dem Gesellschafter hat Kiekert auch unter den geopolitischen Entwicklungen, insbesondere der Handelspolitik der US-Regierung unter Donald Trump, gelitten. Dies führte zu erheblichen Auftragsverlusten, da amerikanische Kunden Großaufträge zurückzogen. Rating-Agenturen stuften das Unternehmen aufgrund des chinesischen Gesellschafters herab, und Banken verweigerten neue Kredite, was die finanzielle Situation weiter verschärfte.
Rekordhoch bei Insolvenzen
Die Insolvenz von Kiekert reiht sich in eine besorgniserregende Entwicklung ein. Laut Daten der Kreditversicherung Atradius erreichte die Zahl der Großinsolvenzen in Deutschland im ersten Halbjahr mit 207 ein Rekordhoch, ein Anstieg um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr. Autozulieferer waren mit 29 Großinsolvenzen besonders stark betroffen. Insgesamt gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres rund 12.000 Firmeninsolvenzen, etwa zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Foto von Karolina Grabowska: https://www.pexels.com/de-de/foto/6097/