
Investitionsgipfel im Kanzleramt: Milliardenversprechen oder PR-Show?
Ein Investitionsgipfel im Kanzleramt, bei dem Kanzler Friedrich Merz und führende Konzernchefs Investitionen von 631 Milliarden Euro bis 2028 zusagten, sollte ein starkes Signal für den Wirtschaftsstandort Deutschland setzen. Doch die Veranstaltung, die als großer Wurf inszeniert wurde, entpuppt sich bei näherer Betrachtung eher als PR-Aktion mit fragwürdigen Versprechen.
Investitionsgipfel im Kanzleramt: Eine PR-Inszenierung?
Am Montag trafen sich Vorstandschefs deutscher und internationaler Großunternehmen der Initiative "Made for Germany" mit Kanzler Friedrich Merz, Finanzminister Lars Klingbeil und Wirtschaftsministerin Katherina Reiche. Das Ergebnis: eine Zusage für Investitionen in Höhe von 631 Milliarden Euro bis 2028. Was auf den ersten Blick beeindruckend wirkt, wird jedoch kritisch hinterfragt.
Die Mogelpackung der Milliardenversprechen
Die vermeintlich gigantische Investitionssumme ist laut Experten eine "Nebelkerze". Ein erheblicher Teil der zugesagten Gelder stammt aus bereits bestehenden Planungen und wurde lediglich umetikettiert. Die Initiative selbst gibt keine genauen Zahlen dazu preis. Siemens-Chef Roland Busch, einer der Initiatoren, erklärte lediglich, es sei positiv, wenn Unternehmen zugesagtes Kapital bestätigen.
- Fehlender Mittelstand: Die Liste der 61 beteiligten Unternehmen besteht fast ausschließlich aus Großkonzernen wie der Deutschen Bank, Siemens, Blackrock und Rheinmetall. Der deutsche Mittelstand, der 40 Prozent der Bruttowertschöpfung und über die Hälfte der Arbeitsplätze stellt, fehlt fast vollständig. Auch Start-ups und junge Tech-Firmen sind kaum vertreten.
- Relativierung der Summe: Jährlich investieren alle deutschen Firmen zusammen rund 500 Milliarden Euro. Über drei Jahre summiert sich dies auf 1,5 Billionen Euro. Die versprochenen 631 Milliarden Euro sind somit zwar nicht wenig, aber im Rahmen üblicher Investitionen, für die normalerweise kein Gipfel im Kanzleramt nötig ist.
Erwartungen und Realität
Für Kanzler Merz war der Gipfel eine Gelegenheit, Hoffnung zu verbreiten und die Initiative als "eine der größten Investitionsinitiativen der letzten Jahrzehnte" zu loben. Die Konzernchefs nutzten die Nähe zur Politik, um ihre Anliegen bezüglich des Standorts Deutschland vorzubringen und die Politik zur Auflösung des "Reformstaus" aufzufordern.
Die Realität sieht jedoch oft anders aus. Viele der teilnehmenden Konzerne setzen trotz der Investitionszusagen weiterhin auf Rationalisierung und Kostenreduzierung:
- SAP streicht Stellen.
- Siemens baut Werke um.
- Volkswagen senkt massiv Kosten.
Die Bundesagentur für Arbeit prognostiziert, dass in den kommenden Jahren Zehntausende Arbeitsplätze in der Industrie verloren gehen könnten.
Fazit: Mehr als nur Geld sparen
Den Konzernen ist zugutezuhalten, dass sie Investitionen versprechen, obwohl sich die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland noch nicht wesentlich verbessert haben. Erste Reformen wurden zwar auf den Weg gebracht, doch die Bundesregierung muss dringend weitere folgen lassen. Es bleibt abzuwarten, ob die Unternehmen dann auch zeigen, dass sie mehr wollen, als nur Geld sparen. Andernfalls wird der Name der Initiative "Made for Germany" nicht zu "Made in Germany" führen – was jedoch dringend benötigt wird.